Presse

Sächsische Zeitung, 16. Juni 2003

Die Frauen des Malers Johannes Wüsten

Das Barockhaus in Görlitz überrascht mit "Künstlerliebe, Künstlerpaare", Malerei und Grafik von und zu Johannes Wüsten und seinen Frauen

Von Gerhard Fugmann

Es ruft zumindest Neugier hervor, wenn von einem Maler und seinen Frauen die Rede ist. Dass sich die Görlitzer Ausstellung mit solchem Motto ankündigt, muss aber nicht unbedingt populistische Gründe haben, zumal der Künstler, um den es geht, im Ruf eines politisch engagierten Widerstandskämpfers steht und sich mit seinem Namen schwerlich erotische Assoziationen verbinden. Eins wie das andere entspringt Denkmustern, die auf Johannes Wüsten so wenig passen, wie auf andere. Tatsächlich verwirren den Besucher Frauen und Paare und ihre Geschichten Drumherum. Es fällt nicht leicht, den Lebensabschnitten des Malers Frauen wie Ida Ellerbrock, Elisabeth Edel, Dorothea Koeppen oder Lotte Schwarz in richtiger Folge zuzuordnen. Zumal noch mehr vorkommen - die Mutter etwa und die Tochter Evamaria auch. Dass Johannes Wüsten demzufolge wohl doch ein ziemlicher Abenteurer gewesen wäre, lässt sich daraus nicht ableiten. Wer sich dem Vergnügen unterzieht, die hauseigenen und die Exponate des Berliner Wüsten-Archivs im Grünen und Weißen Saal sowie in der Gelben Diele des Görlitzer Barockhauses zu betrachten und sich an dokumentarischen Belegen orientiert, die in Vitrinen vermitteln, was dem Uneingeweihten an Informationen fehlt, der wird die Frauen allmählich zuordnen können.

Diese Kabinett-Ausstellung will nicht politischen Konflikten eines widerständigen Lebens nachspüren. Wüsten ist hier als einstiger Görlitzer ohnehin bekannt genug. Bis vor zwei Jahren würdigte ihn das Museum sogar noch mit einer ständigen Ausstellung. Ausgewählte Sichten vermittelten darüber hinaus periodisch das, was mit Künstlerliebe, Künstlerpaare eine Fortsetzung findet. Auch ist seine ihm wichtigste Frau Dorothea Koeppen seit 1971 Ehrenbürgerin der Stadt. Die gegenwärtige Ausstellung erweist ihr Reverenz mit der Präsentation bemerkenswerter Grafik vor allem aus ihrer Exilzeit in Prag und London und den Nachkriegsjahren im östlichen Berlin. Ihr "Damenbildnis" aber von 1931 läßt sich getrost den Meisterwerken deutscher Kunst zuordnen, wie die Radierung "Auf der Straße" eindrucksvolle Größe atmet.p/> Inga Arnold-Geierhos ließ in der Gestaltung der Präsentation Sorgfalt walten, wenn auch die Orientierung per Handzettel nicht unbedingt die beste Lösung ist. Der Eindruck aber, dass Liebe, Partnerschaften und die vom Museum betonte Erotik des Mannes zu den Wurzeln seines Schaffens gehören, vermittelt sich vielfältig und spannend. Die Sicht auf Künstlerliebe und Künstlerpaare hebt Aspekte hervor, die den Maler nicht nur sympathisch erscheinen lassen, sondern vor allem künstlerische Meisterschaft von einem veranschaulichen, der immerhin zu den namhaften deutschen Künstlern des vorigen Jahrhunderts zu zählen ist, auch wenn da gern andere Namen zitiert werden. Den Besucher entschädigt auf alle Fälle ein Kunsterlebnis, zu dem er sich bei dreißig Grad Außentemperatur nicht so leicht entscheiden wird.

"Künstlerliebe, Künstlerpaare" im Barockhaus Neißestraße 30 bis 24. August täglich von 10 bis 17 Uhr, freitags bis 20 Uhr. Montags nicht.